
Wir entscheiden uns, da die Tage in Vietnam doch sehr gezählt sind, von Ninh Binh direkt nach Ha Giang durchzufahren.
Mit dem luxeriösesten Minivan, den wir je gesehen haben, fahren wir nach Hanoi, wo wir in einen Sleeperbus umsteigen, der uns nach Ha Giang bringt. Da alles bisschen spontan und etwas knapp bemessen in der Zeit ist, sind wir gespannt ob alles klappt. Aber nach kurzer Busstation-Suche klappt alles wie am Schnürchen und wir sind gegen 22 Uhr in einem super netten und neuen Hostel in Ha Giang. Wir bekommen noch einen leckeren Abendsnack und freuen uns schon, morgen den äußersten Norden von Vietnam zu erkunden.
Von Ha Giang haben wir bisher noch nicht so viel gehört. Aber Hugues hat davon geschwärmt. Sapa ist die wohl bekanntere, etwas beliebtere aber auch etwas überlaufenere Gegend.

- Los geht es auf das Highlight von Vietnam-
Wir starten den Loop nach einem netten Frühstück im Hostel. Packen alles nötige für zwei Nächte und schwingen uns auf den Roller. Und schon kurz nachdem wir aus der Stadt sind sehen wir mal wieder die unfassbare grüne und beeindruckende Schönheit Vietnams, seine wahnsinnigen Berge und diese tiefe, strahlende Natur überall wo man hinschaut.
Unglaublich.
Wir fahren Berge rauf und runter, Kurven entlang.
Hier und da kommen uns LKWs und Busse entgegen bei denen man manchmal einen leichten Schreck bekommt, weil sie in den engsten Kurven ein Tempo drauf haben, und es am Hang daneben einfach nur Meter oder gar Kilometer weit hinuntergeht.
Aber das Ganze drumherum ist traumhaft.

- Ein wahnsinniger Stopp nach dem anderen-
Wir passieren das Heavens Gate und fahren an den sogenannten perfekten Feen-Busen (zwei Hügel) vorbei.
Dann ist unser erster Halt eine riesige Höhle, dem Lung Khuy Cave.
Der Weg dorthin hat es schon in sich und gerade bei der Mittagshitze. Aber angekommen und bisschen verschnauft und in der Höhle sehen wir, dass der Weg und alle Mühen es absolut wert gewesen sind.
Die Höhle ist riesig man kann auf Metallgerüsten durch die gesamt Höhle gehen und sogar einen Gang entlang kriechen bis man in eine riesigen Hohlraum kommt. Überall ragen Stalagmiten raus und man muss höllisch aufpassen nirgendwo anzustoßen aber es ist total abenteuerlich und wir finden es klasse.
Die Höhle ist für Besucher ausgebaut, Geländer und Gerüste führen einen durch die Unterwelt aber es ist dennoch relativ naturbelassen.
Enge Gänge wenig Licht.

Dann geht es mit dem Roller immer weiter, immer höher, dann wieder tiefer und während der ganzen Fahrt dürfen wir eine solch tolle Landschaft genießen, Kurve um Kurve, Hügel um Hügel, rauf und runter, bis wir gegen Abend in Mui Yen angekommen, in einem neuen sauberen und freundlichen Hotel einchecken und ein nettes Family Dinner und einen tollen Abend mit unglaublich vielen Touristen, die wir niemals erwartet hätten, verbringen.
Für uns war Ha Giang ja relativ unbekannt, doch der Bekannheitsgrad wächst und wächst.
Und alle machen diese zwei oder drei Tagestouren hier.

-Wir werden absolut verzaubert, hinter jeder einzelnen Kurve aufs Neue-
Wir haben leider nicht so viel Zeit für den Loop, wie wir gerne hätten. Unser Visum nähert sich dem Ende, der Flug auf die Philippinen ist schon gebucht und wir wollen gegen den 20.6 in Korea sein und da muss alles andere einfach etwas angepasst werden.
Also müssen wir schon ein gutes Tempo vorlegen. Und können nicht so viele Stopps einlegen und nicht alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen, die es gibt.
Man kann die Landschaft und alles total schwer beschreiben, weil diese Weite und die beeindruckende Natur so viel zu bieten hat.
Wenn man so auf dem Roller sitzt, sich in jede Kurve legt, dabei die Straße entlang schaut überall Berge sieht, Maisfelder, immer mal wieder durch winzige Orte fährt, die Gegend immer ländlicher wird, und die Kleidung und Menschen traditioneller und man so viel mit seinen Blicken auffängt und auch dieses Gefühl, wenn der Fahrtwind um die Nase streicht und es auf den Bergspitzen sogar so kalt wird, dass man eine Jacke anziehen muss.
Es geht auf einmal so viel in einem vor, so dass man das gar nicht alles festhalten kann. Und auch jedes Bild kann nicht beschreiben was man hier fühlt.
Wir fahren und fahren und genießen überwiegend einfach unser Glück, das wir hier sein dürfen und alles erleben können.

-1. Stopp Hmong King Palace-
Erster Halt ist zunächst der Hmong Königs Palast.
Palast hört sich zunächst sehr groß und pompös an. Dachten wir auch. Aber als wir dann ankommen ist es ein schönes altes Gebäude mit wunderschönen Holzschnitzereien aber es ist eher wie durch ein
großes Anwesen zu schreiten und sich etwas in der Zeit zurück versetzen zu lassen.
Später können wir sogar für 10 Minuten nach China. Wir können hier einfach die Grenze überqueren, kein Wachposten nichts, nur zwei etwas zerfallene Betonpfosten und zwei Grenzsteine mit Totenköpfen drauf lassen hier auf den Grenzübergang schließen. Und um ganz ehrlich zu sein, hab ich schon bisschen Bammeln einfach so ne Grenze zu übertreten, okay „ne“ Grenze ist bisschen salopp gesagt, es ist CHINAS Grenze und das ohne Visum. Und vermutlich sind die Bedenken nicht so unberechtigt.
Aber es geht alles gut und es ist irgendwie mal wieder spannend, was diese gemachten Grenzen so ausmachen, vom Feeling, von der Logistik, vom Recht, des Lebens, einfach alles.

-Der nördlichste Punkt von Vietnam und wohl die größte Fahne, die wir je gesehen haben-
Wir fahren noch zum nördlichsten Punkt von Vietnam und dann geht es bei Sonnenuntergang auf zum Schlafplatz.
Wir sind auf Sparkurs, was Essen und Übernachtungen angeht und sind damit die meiste Zeit eigentlich gut gefahren, doch bei manchen Schlafplätzen ist das Glück nicht so dabei.
Wie zum Beispiel an dem Tag.
Das Zimmer ist nicht gut geputzt. Es Krabbeln Ameisen, zwei Grashüpfer und viele Mücken durch das Zimmer und im Bad riecht es.
Und dann zu guter Letzt ist das Essen, für das wir mal bereit sind mehr als zwei € auszugeben, der absolute Reinfall, knorpeliges Hühnerfleisch in Ölbett serviert zu europäischen Preisen und Mengen wie in einem Hungerstaat.
Aber so ist das Reisen, es gibt gute und schlechte Tage so wie in jedem anderen Leben und Land auch. Also alles ganz normal.

-Letzter Tag des Ha Giang Loops-
Und wir kommen schon an unserem letzten Tag unseren Ha Giang Loops an. Und wir müssen heute noch nach Hanoi zurück. Wir haben schon einen Bus gebucht .
Also wartet noch eine ordentliche Strecke auf uns.
Mit einem Frühstück wollen wir uns für den Tag stärken.
Das klappt zwar nur so mäßig, weil der Kaffee nicht wirklich lecker und gut ist.
Zudem müssen wir ewig auf das Essen und die Rechnung warten, obwohl nichts los ist. Aber eigentlich haben wir heute keine Zeit für langes Rumgeplänkel, aber manchmal steckt man einfach nicht drin.

-Wunderschöner Ma Pie Leng Pass-
Aber irgendwann geht es dann auch los über den schönsten und riesigen Ma Pie Leng Pass, von dem wir in den tiefsten Canyon Asiens hinabblicken können und uns auch noch einen gut schmeckenden Kaffee mit der besten Aussicht gönnen.
Und wir fahren weiter und weiter, über Berge, durch Täler, durchqueren einige Dörfer und wir genießen es mit jeder Faser, wir haben uns in diese Berge verliebt 😊

-Grüner als so grün gehts wohl nicht-
Und dann können wir sogar kleine Hanfplantagen entdecken und sind echt beeindruckt irgendwie. Was bei uns illegal ist und hier noch gefährlicher und böse erscheint, wächst hier inmitten von Maisfeldern. Verrückt.
Und man kann sie nicht nur sehen, denn sie heben sich in ihrem Grünton doch sehr von dem grünen Mais ab, nein man riecht sie meist schon einige Meter zuvor.
Also ist wohl davon auszugehen, dass hier keine Kontrollen stattfinden oder eine Hand in Hand Kooperation der verschiedenen Instanzen stattfindet.
Wenn ihr wisst was wir meinen ;)

Dieser Tag und diese Fahrt, so schön sie auch ist, hat es doch auch etwas in sich.
Zudem sehen wir ein paar bedrohlich dunkele Wolken am Himmel und bekommen auch ein paar Tröpfchen ab, sodass wir etwas Angst haben, dass uns noch ein richtiger Regen erwischen könnte.
Aber wir haben Glück und kommen im Trockenen am Hostel an.

Im Hostel können wir noch Duschen und werden ganz lieb von den Gastgebern mit Essen versorgt, damit wir auf der Fahrt nach Hanoi nicht verhungern.
Und dann ist es schon so weit und ein kleiner Shuttelbus bringt uns zum Busbahnhof.
Die Gastgeberin meinte zuvor, dass es ein Hotelbus sei.
Aber wir konnten uns nun wirklich nicht vorstellen was ein 'Hotelbus' sein sollte.
Doch beim Einsteigen und Platznehmen wurde es uns so ziemlich klar.
Es ist wirklich ein Sleeperbus in Luxusversion.
Edele Vorhänge vor jedem Sitz. Richtig abgetrennte Sitze. Jeder Sitz hatte sogar einen Bildschirm und ein USB Port zum Handyladen am Sitz, die Sitzlehen und die Beine kann man je nach Lage variieren schöne Innenbeleuchtung.
Wir sind richtig schwer beeindruckt. Mit so viel Luxus haben wir nicht gerechnet.

-Und dann nochmal richtige Aufregung zum Ende-
So nehmen wir absolut entspannt und müde vom Tag Platz und sind hocherfreut über diese luxeriöse Überraschung.
Und dann fällt es mir ein!!!
Richis Reisepass.
Wir haben Richis Reisepass als Pfand im Hotel für den Roller hinterlassen. Und ja da liegt er noch und wir schon Kilometer weiter weg von Ha Giang. Was ein Mist. Panik kommt auf. In zwei Tagen geht unser Flug auf die Phillipinen zudem läuft unser Visum aus.
Umkehren, keine Chance in einem vollbepackten Bus.
Aussteigen zurück Trampen? Keine Ahnung ob man das machen sollte und wir haben auch keine Ahnung ob es für morgen einen Bus so spontan gibt. Drama, Herzrasen und Puls über 180.

Richi ruft im Hotel an und zum Glück kann uns der Besitzer schnell beruhigen und wird den Pass mit dem nächsten Bus nach Hanoi schicken. Wir sind äußerst gespannt ob das klappt. Da wird einem nochmal bewusst wie viel wert dieser Pass ist. Alles Geld der Welt kann in so einem Moment wohl dann auch nicht helfen, wenn das Ding einfach weg ist.
Aber gut, uns bleibt nichts anderes übrig als einfach zu hoffen, dass der Pass in den nächsten zwei Tagen in unserem Hotel ankommt und niemand einen deutschen Pass gebrauchen kann.
Also Daumen sind gedrückt, dass wir bald den Pass in den Händen halten können und unsere Reise weiter verfolgen können.
Kommentar schreiben
Erika (Mittwoch, 13 Mai 2020 15:12)
Es ist einfach unglaublich schön. Und seit her ist fast ein Jahr vergangen. Die Geschichte mit dem Pass ist wie in einem Krimi.
Melina & Richi (Mittwoch, 13 Mai 2020 15:16)
Ja die Zeit verfliegt leider viel zu schnell, aber Vietnam haben wir sehr schön in Erinnerung behalten und ist definitiv einer unserer Favoriten :)